Aller Anfang liegt im All

Ich hab mir doch auch mal glatt den Spaß gemacht und einen “Zeitzeugen”-Bericht geschrieben und er ist tatsächlich veröffentlicht worden:

Aller Anfang liegt im All – einestages

Allerdings musste ich feststellen, dass die da nicht einfach nur kürzen, sondern ziemlich drin rumeditieren. Von “autenthisch” kann ja dann fast keine Rede mehr sein, selbst wenn sie es stellenweise mit weiteren Infos angereicht haben.

Wie es der Computer so will, hab ich aber meinen Originaltext noch. 😉

Star Trek-Fan zu sein wurde mir schon mit der Muttermilch mitgegeben. “Raumschiff Enterprise” wurde bei uns schon geguckt, so lange ich mich zurückerinnern kann. Da war es auch keine Hürde, in der DDR gelebt zu haben und es nur in schwarz/weiß sehen zu können. Die erste Folge, an die ich mich zurückerinnern kann, war “Der Tempel des Apoll” wo eine riesige Hand Kirks Enterprise im Weltraum festgehalten hat.

Dann kam das Jahr 1990. Die Wiedervereinigung stand kurz bevor und wir alle hatten ein aufregendes Jahr hinter uns. Ich war 12 Jahre alt, als im September 1990 die Enterprise auf den Bildschirm zurückkam. Ja, es war nicht James T. Kirk, aber das störte mich wenig.

2364, Sternzeit 41153.7

Knapp 100 Jahre waren vergangen, seit Kirk auf seiner berühmten Fünfjahresmission gewesen ist. Aber dieser neue Captain war überhaupt nicht wie Kirk. Er war ruhig, besonnen und hatte keine Haare auf dem Kopf. Aber seine Crew war genauso bunt gemischt, wie die seines Vorgängers. Ein schwarzer Steuermann – der später in die Fußstapfen von Scotty treten sollte -, ein Android als Wissenschaftsoffizier und ein Klingone auf der Brücke.

Ein Klingone! Auf der Brücke eines Föderationsraumschiffes! Die Erzfeinde der Föderation zu Kirks Zeiten dienen auf der Enterprise! Es hatte sich einiges geändert. Einiges war aber auch gleich geblieben. Die Enterprise war immer noch das Vorzeigeraumschiff der Föderation und ist jetzt sogar zum Flaggschiff aufgestiegen. Frauen trugen noch immer eher weniger als mehr. Und die Enterprise traf noch immer auf die merkwürdigsten Außerirdischen, die sich die Drehbuchschreiber ausdenken konnten.

Ein Franzose auf dem Platz in der Mitte

Q. Ein Buchstabe, der jedem Star Trek-Fan (“Trekkie”) ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Q war der ideale Gegenspieler zu Picard, weil für Q das Universum ein einziger großer Buddelkasten war, in dem er die größte Schaufel besaß und dachte, er können ihn umgraben, wie es ihm passt. Doch Picard konnte Q immer mit einem Shakespeare-Zitat an die Wand spielen, wo Kirk (und später auch Sisko) versucht hätten, das Problem mit der Faust (aber nicht Goethes) lösen.
Jean-Luc Picard wurde in dem Teil der Erde geboren, der heute als Frankreich bekannt ist. Er liebt klassische Literatur und Musik.
Auch Picard war einmal wie Kirk, doch dann hat ihn ein nausikaanisches Messer sein Herz gekostet und das hat ihn vorsichtiger werden lassen. Dennoch würde er sein Leben für seine Crew opfern und die Crew das ihre für ihn.

Schön dich kennenzulernen, Pinocchio

Nach der Intention der Macher sollte Data wohl Spock ersetzen und dennoch sind die beiden völlig verschieden. Spock, der halb Mensch, halb Vulkanier ist, wollte nie ein Mensch sein und es fiel ihm auch schwer, seine menschliche Seite zu akzeptieren.
Data auf der anderen Seite, eine Maschine mit einem positronischen Zentralcomputer, wünscht sich nichts mehr, als ein Mensch zu sein. Data ist ein Unikat, erschaffen von dem einsiedlerischen Wissenschaftler Dr. Noonien Soong. Er ist stärker, schneller und klüger als ein Mensch, aber er ist eben doch kein Mensch. Aber ist er eine Lebensform? Diese Frage und die Frage danach, ob es mehr als einen Data geben sollte, wird im Laufe der Serie gestellt werden.

Heute ist ein guter Tag zum Sterben

Der eine hat gar keine Gefühle, der andere hat das Problem, sie unter Kontrolle zu halten. Worf, Sohn von Mogh, ist der erste Klingone, der der Sternenflotte beigetreten ist. Wie Spock vor ihm und Nog nach ihm nimmt er damit eine Vorbildfunktion ein – nur, dass sein Volk das überhaupt nicht zu schätzen weiß. Erst der tragische Tod der Sicherheitschefin Tasha Yar in der ersten Staffel ließ Worf sein volles Potential ausschöpfen. Aber er war immer auf der Gratwanderung zwischen den moralischen Grundsätzen der Föderation und denen seines eigenen Volkes.

Ich sehe was, was du nicht siehst

Blind zu sein bedeutet heute, vielen Einschränkungen unterworfen zu sein. Es wird viel getan, um diesen Menschen zu helfen, aber die Technik und/oder die Medizin sind derzeit noch nicht soweit, Menschen wirklich wieder sehen zu lassen. Nicht so Geordi LaForge, der Schiffsingenieur. Mit Hilfe des VISORs kann er zwar nicht genauso sehen wie seine Kameraden, aber er kann sogar mehr sehen als sie. Und das macht ihn zu einem wertvollen Crewmitglied und unschätzbaren Begleiter auf Außenmissionen. Auch sein Verständnis für die Technik der Enterprise wird vielleicht nur noch von Wesley Crusher übertroffen.

Die Frau(en) und ihre “angestammte Rolle”

Hier offenbart sich eine der Schwächen von Star Trek-Erfinder Gene Roddenberry. Seine eigene Frau – Majel Barrett – spielte in der originalen Serie die Schwester Christine Chapel. Hier kehrt sie zurück als Gastcharakter Lwaxana Troi, Mutter von Deanna Troi, der Schiffsberaterin. Deanna Troi ist Empathin – sie kann Gefühle von Personen lesen -, was sie auf der Brücke sehr hilfreich macht, wenn es zum Kontakt mit unbekannten Kulturen kommt. Auch die zweite Frau im Team, Beverly Crusher, übt einen typischen Frauenberuf aus, sie ist die Bordärztin, die ihren Sohn Wesley nach dem Tod des Vaters allein großziehen muss. Troi und Dr. Crusher sind keine schwachen Frauen, aber sie entsprechen mehr dem Cliché, als es für eine solche Science-Fiction-Serie angemessen wäre.
Tasha Yar auf der anderen Seite war eine sehr starke Frau, die unter schwierigen Bedingungen in einer Kolonie aufgewachsen ist. Leider stieg Denise Crosby aus der Serie aus und Tasha starb, was Worf die Möglichkeit gab, sich zu entfalten.

To boldly go, where no one has gone before

Und so machte sich die Crew der Enterprise viele neue Freunde und auch Feinde, kämpfte gegen die Borg, rettete das klingonische Imperium vor einem Bürgerkrieg und schützte die Erde mehr als einmal vor der Zerstörung.
Die Reisen der Enterprise bringen uns zum romulanischen Reich, zur cardassianischen Union, in den Delta-Quadranten unserer Galaxie und zu einem Punkt, wo Raum, Zeit, Gedanken und Illusion ineinander über gehen.
Denn das ist ihre Mission: Fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen. Die Enterprise dringt dabei in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

ZDF, Sat.1 und VPS

Drei Jahre lang lief TNG dann auf dem ZDF an einem Freitag im Vorabendprogramm. Wenn man einmal nicht da war, konnte man es zum Glück mit dem Videorekorder aufzeichnen. ZDF hatte ja zusätzlich VPS – und damit nahm das Drama seinen Lauf. VPS ist eine Technik, den Videorekorder nur aufzeichnen zu lassen, wenn das VPS-Signal ausgestrahlt wird. Das ZDF wollte den Zuschauern wahrscheinlich einen Gefallen tun und hat das VPS-Signal während der Werbung deaktiviert. Gut gemeint ist aber nicht immer gut gemacht – zumindest bei unserem Videorekorder. Der löschte nämlich die Programmierung, sobald das VPS-Signal verschwand, womit die Aufzeichnung beim ersten Werbeblock endete. Also wurde ohne VPS aufgenommen.

1993 wechselte TNG den Sender und die Synchronstimmen. Von jetzt an sendete Sat.1 als selbsternannter “Star Trek-Sender” sowohl die klassische Serie, als auch TNG aus. Man mag es gar nicht glauben im Angesicht des heutigen Programmangebots der Privaten, aber der Wechsel zu Sat.1 bescherte sowohl der klassischen Serie, als auch TNG tatsächlich ein höheres Synchronisationsniveau. Sat.1 wiederholte dann die ersten 78 Folgen der Serie und strahlte bis zum Juli 1997 die verbleibenden Folgen aus. TNG war drei Jahre später als in den USA (1987) gestartet und endete nur zwei Monate später.

Das Ende ist nur ein neuer Anfang

TNG bildete jedoch nur den Anfang einer neuen Ära von Star Trek im Fernsehen. Nach den sieben Jahren von TNG folgten sieben Jahre “Star Trek: Deep Space Nine”, sieben Jahre “Star Trek: Raumschiff Voyager” und bis zu ihrer Absetzung vier Jahre “Star Trek: Enterprise”.

Auch im Kino ging es weiter. Direkt im Anschluss an TNG kam “Star Trek: Treffen der Generationen” ins Kino, wo die Enterprise wunderschön zu Bruch geflogen wurde. Es folgten drei weitere Filme, bis die TNG-Crew ihren Abschied nahm und sich jetzt der Kreis schließt.

2009 wird wieder James T. Kirk den Platz in der Mitte einnehmen, auch wenn es nicht William Shatner sein wird, der diesen verkörpert.