Star Trek: Discovery

Inhalt: Michael Burnham ist die erste Offizierin an Bord der USS Shenzhou, auf der sie seit sieben Jahren dient. Ihr Captain ist Philippa Georgiou. Zusammen dienen sie am Rande des Föderationsgebietes, helfen Prä-Warp-Spezies unter Beachtung der ersten Direktive und untersuchen defekte Kommunikationsrelays.
Bis sie auf ein merkwürdiges Objekt stoßen, welches von den Scannern nicht erfasst werden, mit dem bloßen Auge jedoch gesehen werden kann. Eine Außenmission entlarvt das Objekt als klingonische Technologie im Föderationsraum. Bei dieser Entdeckung kommt es zu einem bedauerlichen Tod auf Seiten der Klingonen, welche diese als Vorwand nutzen wollen, einen Krieg mit der Föderation anzuzetteln.

Meine Meinung: Uff. Wo fängt man an. Am besten gleich am Anfang, denn der war schon verhunzt. Ich bin kein Geschichtenerzähler, aber ich habe genug Serien geguckt, um viele Prinzipien des Geschichtenerzählens zu erkennen und außerdem habe ich eine Weile lang viel zu viel TV Tropes gelesen.

Hier ein kurzer Einschub: Ich habe von der Entwicklung von Star Trek: Discovery nur wenig mitbekommen. Ich hatte gehört, dass die erste Offizierin der Fokuscharakter sein würde. Ich hatte ein Bild der neuen Klingonen gesehen. Und ich hatte gehört, dass Jason Isaacs der Captain sein würde. Mehr aber auch nicht.

Nach dem kurzen Klingonen-Intro (zu denen später mehr) werden wir mit Commander Burnham und Captain Georgiou vertraut gemacht. Burnham kann merkwürdigerweise die Ankunft eines Sturmes auf die Sekunde vorhersagen, mal sehen, was das wird. Aber dann kam etwas, was oft verwendet und oft sehr schlampig eingesetzt wird: Exposition.

In jeder Art von Geschichtenerzählung (Buch, Film, Serie) hat man manchmal einen Charakter A, der einem anderen Charakter B etwas erklärt. Der Sinn ist aber nicht, dass Charakter B versteht, worum es geht, sondern dass der Leser/Zuschauer versteht worum es geht. Die Frage, die sich dem Zuschauer aber niemals stellen sollte, ist: “Sollte Charakter B das nicht wissen?”.
Nähmen wir zum Beispiel mal an, dass in The Big Bang Theory Leonard anfangen würde, Sheldon eines der banalsten physikalischen Prinzipien zu erklären. Jeder würde sich an den Kopf fassen. Dafür ist der Charakter Penny da. Sie ist der Zuschauerplatzhalter für sowas. Wir wissen, dass sie keine Ahnung von Physik hat. Von daher ist es ok, wenn Leonard Penny=uns das erklärt.

Der Pilotteil von Star Trek: Discovery macht aber gleich am Anfang ersteres. Während sie auf Mission sind, fangen CO und XO an sich gegenseitig zu erklären, was ihre Mission auf dem Planeten ist, nur um den Zuschauer einzuweihen.
Dafür laufen sie dann auch erstmal ewig durch eine Wüste, nur um nach Missionserfüllung von Ort und Stelle weggebeamt werden zu wollen (Warum sind sie dann nicht gleich hingebeamt?).

Und dann geht es gleich absurd weiter. Sie können nicht weggebeamt werden, weil das Communicator-Signal nicht durchkommt. Und auch der Sturm ist deutlich näher, als Burnham das “errechnet” hat. Die Lösung des Captains ist es, das Föderationssymbol in die Wüste zu laufen (bei deutlich aufkommendem Wind!) und tatsächlich werden sie gefunden. Funken geht also nicht, aber das Symbol, dass geschätzt kaum größer als ein Fußballfeld ist, wird vom Orbit aus gesehen. Ah ja.

Ich will jetzt den Doppelteil nicht Szene für Szene zerlegen, von daher geht es jetzt etwas grobschlächtiger weiter. Aber schon der Anfang hat mich da etwas rausgerissen, weil es so offensichtliche Erzählschwächen waren.

Woran die Doppelfolge massiv mangelt, ist Charakterzeichnung. Wir lernen nur vier Charaktere so leidlich kennen, von denen zwei am Ende tot sein werden.

Seit 100 Jahren herrscht so etwas wie Frieden oder zumindest Kein-Krieg zwischen den Klingonen und der Föderation. Trotzdem fühlt sich der Klingone T’Kuvma von der Föderation bedroht. Es wird nicht weiter darauf eingegangen, ob die Föderation ihr Gebiet Richtung klingonisches Reich ausgedehnt hat in dieser Zeit oder ob das nur gefühlt so ist. Auf der einen Seite ruft er den Isolationismus aus, weil er in Ruhe gelassen werden will, auf der anderen Seite, auf der anderen Seite würde ein wie auch immer endender Krieg das genaue Gegenteil erzeugen.

Burnham wird als Zögling Sareks dargestellt, von dem wir noch nie etwas gehört haben (Spocks Mutter hätte bei der Erziehung bestimmt gerne ein Wörtchen mitgeredet).
Allerdings schein ihre vulkanische Erziehung völlig versagt zu haben. Sie benimmt sich auf der Brücke deutlich emotionaler, als es ein von Menschen erzogener Mensch in dieser Position je tun würde.
Sie geht unnötige und lebensgefährliche Risiken ein; sie begeht Meuterei, um ihren Plan durchzusetzen und am Ende, als sie alles versaubeutelt hat, fängt sie an zu heulen.

Am Ende will sie den anführenden Klingonen lebend fangen, nur um ja keinen Märtyrer aus ihm zu machen. Nimmt sie dafür einen Außentrupp mit 5 Redshirts mit, die über den Haufen geschossen werden können? Ne, natürlich nicht. Sie geht allein mit ihrem Captain rüber – auf ein deutlich größeres Schiff. Nur um sich dann in einen 60-Kilo-Menschenfrau-vs-110-Kilo-Klingonenkrieger-Nahkampf zu verzetteln. Wobei dann genau dieser Klingone seinen gewünschten Märtyrertod bekommt und ihr Captain drauf geht. Well done!

Zurecht wird sie hierfür dann vor einen Tribunal gestellt, dass man stilistisch direkt vom Anfang von Superman: The Movie geklaut hat (Sie hatte nich tmal einen Strafverteidiger!).

Der Charakter ist arrogant, besserwisserisch und unsympathisch. Dexter hat andere Serienmörder ermordet. Walter White ist in seine Situation mehr und mehr reingerutscht. Warum sollte ich mit Burnham Sympathien entwickeln?
Erinnert mich irgendwie an Captain Jankowski, der in seiner Arroganz den Erde-Minbari-Krieg in Babylon 5 vom Zaun gebrochen hat. Mit dem hatte am Ende auch keiner Mitleid.

Haben wir sonst noch etwas über die Charaktere gelernt? Ja, ein wenig über T’Kuvma und Captain Georgiou, aber die sind ja tot. Und dieses Alien, welches da von dem Nur-Jäger-und-Gejagte-Planeten kommt. Wird der in der regulären Serie sein?

Aber auch sonst hinterlässt der Pilotfilm viele Fragen: Die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Offizier ist überheblich, führt ihr “Land” in den Krieg und landet dafür im Straflager. Abgeschlossene Handlung, oder? Brauch ich ja nicht weiter gucken?
Warum mussten die Klingonen unbedingt umdesignt werden, nur um jetzt wie schlechte Stargate SG-1 Goa’uld auszusehen?
Warum packen die Klingonen ihre Toten auf die Außenseite von Schiffen, wenn sie es als ihre Pflicht ansehen, diese nach einem Kampf wieder aus dem Weltall zu fischen?
Und was sollte der Blödsinn mit der Katra-Kommunikation?

Was genau wird jetzt eigentlich Teil der Hauptserie werden? Aus dem Bauch heraus würde ich jetzt mal annehmen, dass wir eine Tom-Paris-Situation bekommen. Die Föderation hat so viele Verluste in dem Krieg, dass der Commander reaktiviert wird, aber das ist nur eine Vermutung.

Will ich das wirklich sehen? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. The Orville ist mir da deutlich lieber.