Im Gegensatz zu den Early-Adopters bin ich oftmals eher ein Late-Adopter, insbesondere, wenn es um Trends und Hypes geht. Jedesmal wenn sich ein Hype ausbreitet, bin ich oftmals per se contra. Und seien wir ehrlich, in den meisten Fällen hält so ein Hype auch nicht wirklich lange an und es war gut, nicht jeden Mist mitgemacht zu haben.
So in etwa ging es mir mit Friends. Es kam zwar oft im Fernsehen, aber so richtig konnte ich mich mit der New Yorker WG nicht anfreunden. Ich hab über die Jahre zwar hin und wieder eine Folge gesehen, aber es war jetzt nicht so der Brüller, dass ich unbedingt nächste Woche wieder einschalten musste. Seit ein paar Monaten läuft Friends auch wieder auf Kabel 1 und auch da hab ich mal wieder ein paar Folgen gesehen.
Als wir auf Arbeit auf das Thema zu sprechen kamen, hat mir ein Freund die Serie wärmstens empfohlen. Er hatte sie noch während der Originalaustrahlung gesehen und die Folgen dann auch noch auf Englisch.
Also kam ich zu dem Entschluss, mir drei Jahre nach Ende der Serie eine Komplettbox zu kaufen (ja wenn schon, denn schon). Da es die deutsche nicht mehr gab und ich kein Sammelsorium verschiedener Box-Typen haben wollte, griff ich zur UK-Box für 90£ (135€). 13,50 empfand ich als fairen Preis für eine Staffel, auch wenn sich herausstellen sollte, dass der Media Markt die Staffeln jetzt für 9,90€ pro Stück abgibt. Aber sei es drum, dafür hab ich noch eine schöne Außenschachtel um alle Staffeln:
Und was soll ich sagen: Ich war von den ersten Folgen an hin und weg. Die Mimik und Gestik der Darsteller und die Gags sind einfach nur göttlich.Aber das wichtigste Element der Serie ist seine fortlaufende Erzählstruktur. Wie ich schon öfter in diesem Blog erwähnt habe (und auch in den Foren, in denen ich poste), Serien müssen eine fortlaufende Geschichte haben, um mich noch zu reizen. Ich bin in den 80ern groß geworden und habe via “Westfernsehen” alles verschlungen, was das ZDF für sendewürdig befand: Star Trek, Ein Colt für alle Fälle, Trio mit vier Fäusten, MacGyver usw. usf. Aber irgendwann in der Geschichte des TV-Machens ist man dazu übergegangen, fortlaufende Geschichten zu erzählen, wie bei Babylon 5 zum Beispiel und später auch bei Star Trek: Deep Space Nine. Diese beiden Serien, sowie auch Emergency Room und Friends starteten in den Jahren 1993/1994 und haben meiner Meinung nach das TV nachhaltig verändert.
Man mag Friends anlasten wollen, dass es zum Teil sehr kitschig war und viele Soap-Elemente enthält (insbesondere die Ross/Rachel-Geschichte und die Season-Cliffhanger), aber sie haben es immer mit einer tollen Prise Humor gewürzt.
Aber nehmen wir andere Comedy-Serien als Vergleich: Eine schrecklich nette Familie, Hör mal wer da hämmert und King of Queens. Alles Sitcoms im klassischen Sinne der Geschichte mit einem Set von Handlungsorten (allen voran das obligatorische Wohnzimmer), welches über die Jahre relativ stabil bleibt. Der Unterschied ist, dass sich auch die Charakter im Laufe der Zeit kaum oder gar nicht ändern. Zugegeben, die Kinderdarsteller werden älter, aber sonst ändert sich kaum etwas. Ob man jetzt eine Folge aus der ersten oder siebenten Staffel guckt, wird eigentlich nur ersichtlich am Alter der Darsteller. Deshalb habe ich auch aufgehört, solche Serien zu sammeln. Es fehlt einfach das Bedürfnis, weiter zu gucken. Man hat ein paar Mal gut gelacht, aber wenn die nächste Folge beginnt, steht alles auf Anfang.
Bei Friends kommen hier halt noch die Beziehungen der Charaktere untereinander hinzu, welche durch das gewählte Setting (6 Freunde) auch “kombinierbar” sind, während die klassiche Sitcom fast immer auf einer Familie basiert und die Charaktere damit eine festdefinierte Verbindung zueinander haben. Allein schon die Kombinationen, wer mit wem mal Mitbewohner war und die daraus entstehenden Situationen lassen sich in anderen Sitcoms so gar nicht darstellen.
Ein nächster Punkt ist das Ensemble an sich. Keinen von den Sechsen kann man ja wirklich als völlig normal betrachten, aber das ist ja oftmals so bei Sitcoms (Al Bundy, Steve Urquel, Tim Taylor, Dharma Freedom Finkelstein-Montgomery), nur hier ist eben jeder irgendwie ein bisschen gaga. Und es ist ausgewogen. Jennifer Aniston mag zwar inzwischen die bekannste Darstellerin sein, man hatte in der Serie aber nie das Gefühl, dass ein Charakter zu kurz kommen würde. Kein Charakter stach extrem hervor und überschattete alle anderen und kein Charakter wurde von den anderen überschattet. So mag sich zwar Joey am wenigsten entwickelt haben (wobei auch er in den letzten anderthalb Staffeln einen großen Sprung nach vorn gemacht hat), aber das bedeutet nicht, dass er deshalb von den anderen ausgestochen wurde.
Und so habe ich am 18.10. The One Where It All Began zum ersten Mal gesehen und in der Nacht vom 01.11. auf den 02.11. dann schließlich The Last One. 14 Tage (in denen ich auch regulär arbeiten war) für 236 Folgen á 22 Minuten. Eine Menge Holz, aber es war es absolut wert. Man hofft, bangt und leidet mit den Charakteren und genau das ist es, was eine gute Show ausmacht, dass man fast das Gefühl hat, die Charaktere wären real und nicht nur auf dem Bildschirm. Wenn man nach der letzten Folge tatsächlich da sitzt und sich fragt, ob sie sich trotzdem noch auf regulärer Basis sehen, jetzt wo sie doch so weit auseinander wohnen.
Ich danke euch Monica, Phoebe, Rachel, Chandler, Joey & Ross für eine wunderbare Zeit!