Star Trek: Discovery – Season 2, Folgen 1 – 3

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2×01 Brother

Die erste Staffel von Discovery war ein erzählerisches Desaster. Und dann kam auch noch die Orville ins Spiel. In der zweiten Staffel versucht man nun eine Kurskorrektur. Aber wie das so ist mit schlingernden Sachen, man korrigiert zu weit und schwingt auf der anderen Seite über.

Dieses Gefühl hatte ich mit Tilly in dieser Folge. Tilly war schon immer ein wenig leicht daneben, was sie ironischerweise in der ersten Staffel zur nahbarsten und natürlichsten Figur gemacht hat. Jetzt aber versucht man, die Orville zu übertrumpfen und macht sie zur Witzgranate. Die erste Staffel war zu düster, aber das war wiederum zu albern. Bitte die goldene Mitte finden.

In genau diese Überkurskorrektur fällt auch der Turboliftzwischenfall. Da rotzt ein einfaches Crewmitglied einem Offizier seinen Riesenschnodder in Gesicht und alle finden das komisch und er entschuldigt sich nicht mal?!? Das muss wohl an den Karma-Punkten liegen, die er verloren hat, als er es wagte, der heiligen Saint Burnham offen zu widersprechen und das, wo wir doch wissen, dass Michael immer und mit allem recht hat und das Ignorieren dieses Gesetzes nur eins zu Folge haben kann.

Was dann auch eintrat. Hier wollten die Trek-Autoren anscheinend einen “Rian Johnson” bauen und “Erwartungen unterlaufen”. Da es aber aufgrund der vorherigen Szenen vorhersehbar war, würde ich sagen: Mission schiefgelaufen? Wovon ich rede? Gehen Burnham, ein weißer, männlicher Blueshirt und eine weibliche Redshirt auf eine Dienstreise und wer stirbt in Brave New Trek? Natürlich das Patriarchat! Dem haben wir es jetzt aber mal so richtig gezeigt.

Und Spock ist als Kind ein kleines asoziales Arschloch und als Erwachsener in der Klapse.

Das ist das Trek, das wir lieben, oder?


2×02 New Eden

Die Episode war gar nicht mal so schlecht, sogar im Vergleich mit ihrem Orville Gegenstück. Beide drehen sich um die Erste Direktive, welche die Disco-Autoren sogar chronologisch korrekt noch nicht “Prime Directive” genannt haben, so hieß sie nämlich bei TOS auch noch nicht.

Bevor ich jetzt weiterschreibe, muss ich eine kleine Exkursion in mein Hobby machen. Ich liebe das audio-visuelle Erzählmedium, ich hab es getan, solange ich mich zurück erinnern kann. Meine Mutter und ich hatten über 100 von Hand aufgenommene Filme auf VHS in den 90ern. Anfang der 2000er bin ich dann auf DVD umgestiegen.

Was ich aber bemerke, ist, dass mein Interesse an Filmen immer weiter zurück geht. Ich erkläre mir das damit, dass in den 90 bis 120 Minuten einfach keine so große Bindung zu den Figuren aufgebaut werden kann, wie es eine Serie mit vielen Jahren Laufzeit tun kann. Das Kino mit seinen unverschämten Preiserhöhungen hat natürlich auch sein übriges dazu beigetragen, aber selbst wenn ich mir eine preisgünstige DVD von einem Film hole, der einen interessanten Plot zu haben scheint, so landet diese trotzdem oft genug “erst einmal” im Regal.

Serien und ihre Figuren haben da eine deutlich höhere Bindungskraft für mich.

Aber gerade weil dies primär an den Figuren liegt, hat Disco* hier deutliche Defizite. Viel zu viele Figuren waren in der ersten Staffel einfach nur Statisten, um Burnham Stichwörter zu geben, damit sie ihren Dialog abspulen kann. Man hat zwar auch hier eine Kurskorrektur versucht, in dem Pike die Brückencrew mal alle ihre Namen hat aufsagen lassen in der ersten Folge, aber gefühlt ist es noch schlimmer geworden. In der ersten Staffel hatten wir Burnham, Lorca, Saru, Tilly, Samets und den Doktor (dessen Namen ich schon wieder vergessen habe). Jetzt in der zweiten Staffel is Doc tot, Stamets spielt kaum noch eine Rolle und auch Saru ist an den Rand gedrückt.

Und so fehlt mir einfach die emotionale Bindung zu vielen Figuren, was es dann wieder schwierig macht, Handlungsfehler und -ungereimtheiten zu ignorieren.

*Wenn man Star Trek: Discovery mit STD abkürzt, kommt man bei einer sehr unglücklichen Assoziation raus (sexually transmitted disease), die Kritiker und erst recht Hasser der Serie gerne ausschlachten. Da es aber auch Usus ist, Star Trek Serien mit drei Buchstaben abzukürzen (TOS, TNG, DS9, VOY & ENT) hätten die Erschaffer der Serien ja auch hier mal 5 Minuten Grips reinstecken könnten, denn DISs (=schlechtmachen) ist auch nicht besser. Und auch wenn ich sie höflicherweise auch Disco nenne, so drehe ich doch jedesmal die Augen, wenn sie mit den bedruckten Jogginganzügen durchs Schiff rennen.

2×03 Point of Light

Die Folge macht den schlimmsten aller Fehler: Sie war einfach nur langweilig.

Auf der einen Seite beenden wir endlich (hoffentlich endlich?) Tillys Visionen von ihrer toten Freundin (betrifft das auch Stamets, der am Ende der ersten Staffel den toten Doc im Spiegel sah?) und auf der anderen Seite wird hoffentlich die Klingonen-Kriegs-Story ad acta gelegt.

Soso, die Klingonen lassen sich jetzt also mit Kriegsende “wieder” die Haare wachsen. Komischerweise waren sie aber schon im Pilotfilm kahl bevor es überhaupt einen Krieg gab. Naja, sei es drum, wenigstens sehen sie wieder annähernd wie TNG-Klingonen aus und man hat das nervige Klingonisch runtergefahren.

Gerade letzteres finde ich faszinierend, habe ich doch gerade in den letzten Wochen die ersten zwei Staffeln von The Americans geguckt. Wann immer wir uns in der russischen Rezidentura aufhalten, wird knallhart russisch mit Untertiteln gesprochen. Nervt bei weitem nicht so, wie das Zahnprotesengenuschel der Klingonen in Staffel 1.

Voq-Tyler trägt jetzt “man bun”, was seiner Figur auch nicht mehr schaden kann, aber ich hoffe ganz ehrlich, dass wir die ganze Bagage nicht mehr wiedersehen werden.

Und Spock ist jetzt angeblich ein dreifacher Mörder. Na hertzlichen Glühstrumpf!