Erinnert ihr euch noch an Michls jetzt bereits 16 Jahre altes Programm Zapped und den AOK Auslandskrankenschein?
Seit dem hat sich in Deutschland nicht wirklich was getan, wie auch der Wortvogel neulich wieder feststellen durfte.
Und jetzt hats auch mich wieder mal erwischt.
Ich habe – wie das so üblich ist im modernen Zeitalter – ein englisches Buch bei Amazon bestellt. Da es keine Eile hatte, war das eine fire-and-forget-Bestellung: wird schon irgendwann ankommen.
Außerdem leidet die Post ja derzeit unter einem Streik, also habe ich Geduld mit eingeplant.
Plötzlich fand ich jedoch ausgerechnet am Sonntag Abend bei mir Briefpost im Briefkasten.
Und da hab ich mir gedacht “Guckste doch mal, was dein Paket so macht”. Also habe ich die DHL Tracking ID rausgesucht und abgerufen.
Mi, 17.06.2015 21:35 Uhr | — | Die Auftragsdaten zu dieser Sendung wurden vom Absender elektronisch an DHL übermittelt. |
Do, 18.06.2015 16:23 Uhr | Staufenberg, Deutschland |
Die Sendung wurde im Start-Paketzentrum bearbeitet. |
Fr, 19.06.2015 04:48 Uhr | Bruchsal, Deutschland |
Die Sendung wurde im Ziel-Paketzentrum bearbeitet. |
Sa, 20.06.2015 10:21 Uhr | Deutschland | Die Sendung befindet sich auf dem Weg zur PACKSTATION. |
Ah OK. Cool, cool, cool.
Da es eine Firmenpackstation ist, wird diese Samstags nicht beliefert und da ich eh woanders wohne, ging mir das auch sonst an der Tertiärperipherie vorbei.
Mo, 22.06.2015 16:49 Uhr | Rücksendung eingeleitet Die Sendung wurde im Start-Paketzentrum bearbeitet. |
Wait. Whut?
Es ist die eingespeicherte Adresse beim Amazon, an die schon gefühlte Fantastilliarden an Paketen ausgeliefert wurden und die Packstation steht auch noch genau da, wo sie sein sollte.
Aber Fehler passieren, shit happens. Da es nicht eilig war, habe ich auch keine Panik geschoben.
Aber wissen wollte ich es doch. Also auf der DHL Seite nach der Hotline-Nummer gesucht. Hat ne Weile gedauert, weil man die Kunden bequemerweise erstmal über irgendwelche FAQs und eMail-Kontaktseiten abfrühstücken will, aber irgendwann wird man fündig. Und wenn man die Seite in einem neuen Browserfenster aufmacht, bekommt man auch diese schönen Encoding-Fehler: DHL Hotline Telefonnummer
Also angerufen und durchs Audiomenü durchgehangelt. Einundzwanzigstellige Tracking-ID angesagt und dann von einem Sprachcomputer dasselbe erfahren wie auf der Webseite. “Möchten Sie trotzdem noch mit einem Kundenberater sprechen?” “Ja, bitte”.
“DHL Kundenservice. Was kann ich für sie tun?”
“Paket auf Rückweg, keine Ahnung warum.”
“Tracking ID?”
“<Einundzwanzigstellige Tracking-ID>”
“Das ist aber ein nationales Paket!”
“Ja. Und?”
“Sie sind hier bei der internationalen Versandhotline.” (hatte ich keine bewusste Wahl irgendwo…) “Ich verbinde Sie mit der nationalen Hotline. Wenn ich aufgelegt habe, drücken sie bitte ‘1’.”
“OK, danke und schönen Tag”
*click*
Computer: “Bitte tippen sie jetzt die Nummer, die sie tippen sollen.”
1
*Verbindung beendet*
Satz mit X.
Also neu angerufen. Diesmal im Audiomenü gleich Reklamation statt Sendungsverfolgung ausgewählt.
“DHL Kundenservice. Was kann ich für sie tun?”
“Paket auf Rückweg, keine Ahnung warum.”
“Tracking ID?”
“<Einundzwanzigstellige Tracking-ID>”
“Ja, das ist auf dem Rückweg, aber mehr sehe ich hier auch nicht, tut mir leid.”
“Unnu?”
“Ich seh grad, das ist ja an eine Packstation gegangen, vielleicht wissen die Kollegen ja mehr. Ich verbinde sie. Wenn ich aufgelegt habe, drücken sie bitte ‘3’.”
“OK, danke und schönen Tag”
*click*
Computer: “Bitte tippen sie jetzt die Nummer, die sie tippen sollen.”
3
“Packstation Hotline. Was kann ich für sie tun?”
“Paket auf Rückweg, keine Ahnung warum.”
“Ja, da müssen sie aber die nationale Hotline anrufen, da sind sie hier falsch.”
*wird langsam doch grummelig*
“Die haben mich grad zu ihnen verbunden.”
“Oh. OK. Tracking ID?”
“<Einundzwanzigstellige Tracking-ID>”
“Leider sehe ich hier auch nicht, warum das zurückging.”
“Unnu?”
“Mehr kann ich leider auch nicht machen. Am besten kontaktieren sie doch den Absender und bitten ihn, das Paket neu zu versenden.”
*Floskel, Floskel, Gespräch beendet*
Ich habs mir dann verkniffen, noch zu fragen, wer dem Versender die erneuten Versandkosten ersetzt (wäre es jetzt von privat gewesen, hätte ich das aber tatsächlich gemacht), weil ich ja weiß, dass die ausländisch klingende Frau am Telefon tatsächlich nicht mehr machen kann, als sie getan hat (wer weiß, in welches osteuropäische Land dieses Callcenter geoutsourced worden ist).
Aber diese ganze Passierschein-A38-Bürokratie kann es doch nicht sein!
Wir leben im Zeitalter von Just-In-Time-Produktion und von RFID-Tracking und obwohl die Postsendungen alle 30 Meter durch irgendeinen Scanner laufen ist DHL zu unfähig, seinen Kunden mitzuteilen, warum irgendwo ein Paket nicht zugestellt werden konnte, oder warum wie beim Wortvogel der Rückläufer nicht aufgehalten werden kann. Ist ja fast wie im Sozialismus.