A Shopping Guide to Amazon.com

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zollfrei zollamtlich abgefertigt verzollt

Wenn man DVDs (oder Blu-rays) bei Amazon.de bestellt, sollte man einen Mindestbestellwert von 20€ haben, um die Portokosten zu vermeiden, das ist alles.

Wenn man bei Amazon.co.uk bestellt, gibt es nichts weiter zu beachten, da es keine Portokostenvermeidungsstrategie gibt und da Großbritannien (noch?) in der EU ist, fallen auch keine Zollgebühren irgendwelcher Art an.

Doch wie sieht es bei Amazon.com aus?

Die USA sind nichtsozialistisches nicht-EU Ausland. Damit unterliegt jede Sendung von dort den Zollgesetzen. Diese sind (einfach ausgedrückt), dass alle Sendungen prinzipiell zollpflichtig sind, alle Sendungen unter 22€* jedoch von Gebühren ausgenommen sind (wegen “mehr Aufwand als es einbringt”). Alle Sendungen unter 150€ sind zusätzlich noch von der Zollgebühr selbst befreit, jedoch nicht von der Einfuhrumsatzsteuer (EUSt), welche immer in der Höhe der Mehrwertsteuer (MwSt) ist, derzeit also 19%.

Um diese Betrachtung zu verstehen, muss man noch folgendes wissen: Um zu ermitteln, ob etwas unter der Grenze von 22€ / 150€ liegt, werden alle Kosten betrachtet, die für die Sendung der Ware anfallen, also auch Versandkosten.

Hier ein Beispiel: Man hat etwas bestellt, dass 15€ kostet und nochmal 6€ Versandkosten. Dann wird keine EUSt erhoben, weil 21€ kleiner 22€. Wenn man jetzt aber etwas bestellt, was 23€ kostet (+6€ Versand), dann werden die 19% auf die 23+6€ berechnet, also 5,51€.

Nun kann man theoretisch ja dann bei Amazon.com alles einzeln bestellen, um die Grenzen zu unterschreiten. Aber jedes einzelne Paket kostet ja auch noch 6,48$ Versandkosten, d.h. lohnt sich der Aufwand wirklich?

Kurze Antwort: ja.

Amazons Shipping Rates to Europe sind zweigeteilt. Einmal zahlt man einen Basispreis von 3,99$ pro Sendung und dann noch mal 2,49$ pro DVD – wobei DVD hier sowohl einen Film als auch eine Staffelbox als auch eine komplette Serie meint. Solange Amazon das als ein Item verkauft, gilt es als eine DVD.

Angenommen Amazon hat einen Sale und verkauft gerade Serienstaffeln für 14.99$ das Stück und man hat 4 Staffeln, für die man sich interessiert.

Hier der Vergleich als Einzelbestellung und als Gesamtbestellung.

Als ersten Wechselkurs nehmen wir den derzeitigen Handelskurs** von 1€ = 1,37$.

Damit liegen wir mit 14,99$ + 6,48$ = 21,47$ eindeutig unter den 22€

Damit können wir vier Bestellungen mit je 1 Staffel aufgeben:

14,99$ + 3,99$ (shipment) + 2,49$ (item) = 21,47$ = 15,67€

D.h. wir bezahlen insgesamt 62,68€.

Jetzt bestellen wir alle 4 Staffeln zusammen:

14,99$ * 4 + 3,99$ (shipment) + 4 * 2,49$ (item) = 73,91$ = 53,91€.

Weil aber 73,91$ = 53,91€ über der 22€-Marke liegt, müssen wir auf die 53,91€ noch 19% EUSt zahlen und kommen auf 64,15€ oder 16,04€ pro Staffel.

Wenn man jetzt das gleiche mal mit zwei 23$-Staffeln durchspielt, sieht das so aus:

22,99$ + 3,99$ (shipment) + 2,49$ (item) = 29,47$ = 21,51€ * 2 = 43,02€

22,99$ * 2 + 3,99$ (shipment) + 2,49$ * 2 (item) = 54,95$ = 40,11€ + 19% = 47,73€

Ergo: Immer noch billiger einzeln zu bestellen, als Einfuhrumsatzsteuer zu bezahlen.

Und nun noch der Vollständigkeit halber: Was passiert, wenn der Warenwert 150€ überschreitet?

Dann wird zusätzlich zur EUSt noch Zoll erhoben. Bei der Höhe des Zolls kommt es auf die Warengruppe an, für DVDs sind es z.B. 3,5%. Zuerst wird der Zoll auf den Warenwert + Versand erhoben und dann anschließend auf diesen Gesamtpreis wiederum die EUSt.

Als Beispiel sei hier eine DVD-Komplettbox genannt, die (umgerechnet) 160€ plus 10€ Versand gekostet hat.

Die Endkosten hierfür sind dann 160€ + 10€ = 170€ + 3,5% = 175,95€ + 19% = 209,38€.

Angemerkt sei hier ebenfalls, dass wenn die Ware ordentlich deklariert ist (was Amazon.com tut), die Deutsche Post die Zollgebühren beim Zollamt für den Kunden auslegt und dieser sein Paket in der Filiale abholen kann – so wie er es bei einem Nachnahmepaket auch tun würde.

Zur Post muss man dann aber allemal. Ohne Zollgebühren kann man es sich an die viel bequemere Packstation schicken lassen.

Amazon Orders

*Anzumerken sei noch, dass auch die 22€ eine nicht ganz fixe Grenze sind, weil auch dort die Zoller noch entscheiden, ob sich der Aufwand wirklich lohnt.

Ich hatte schon “zollamtlich abgefertigte Sendungen” (also im Unterschied zu “zollfrei“), wo der Zollwert bei 24€ lag, aber die EUSt von 4,56€ nicht eingetrieben wurde. Meine Vermutung ist daher, dass es warscheinlich eine interne Dienstanweisung gibt, den Aufwand erst ab 5€ EUSt zu treiben, was die Kostengrenze auf rund 26€ hochsetzt. Offiziell gelten aber die 22€ und man kann sich bei deutschen Beamten nicht auf “das andere Paket ging aber so durch!” berufen. 😉

**Bitte beachtet, dass die Zollbehörde nicht mit tagesaktuellen Wechselkursen arbeitet, sondern eher einmal im Monat einen Wechselkurs vorgegeben bekommen, an den sie sich für diese Berechnungen halten müssen. Argumente à la “der Dollar ist gestern aber um 20 Cent gefallen” werden dort ungehört verhallen.

Nachtrag 05.01.2014: Dieser Beitrag wurde leicht umgeschrieben, nachdem ich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass die Portokosten sehr wohl in die Betrachtung zur Steuerpflichtigkeit einfließen. Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen (siehe Anmerkung 1) war ich von einer irrigen Annahme ausgegangen, da ich US-Staffeln meistens bestelle, sobald sie unter 25$ fallen und diese dann eigentlich immer zollfrei bei mir ankommen.