Was ich im Folgenden vorschlage wird niemals passieren, weil es höchstwahrscheinlich in irgendeiner juristischen Art und Weise das Grundgesetz verletzt. Lasst mich trotzdem mal aufzeigen, was man anders machen könnte, und auch erklären, warum ich denke, dass es gut wäre.
Woran ich nichts ändern würde, ist der 50:50 Aufbau unseren Bundestages aus Direktmandaten und Listenplätzen. Was man hier ggf. ändern könnte, um auch die schiere Anzahl der Überhangmandate abzubauen ist die Proportionalität von Landeslisten.
Es ergibt in meinen Augen keinen Sinn bei einer Bundes(!)tagswahl, dass Überhangmandate entstehen weil in Hamburg mehr Direktkandidaten gewählt wurden als die Landesliste NRW an Zweitstimmen bekommen hat. Vor einer bundesweiten Wahl soll sich halt die Partei auf eine bundesweit gültige, sequentielle Liste einigen und diese wird dann der Proportion der Direktkandidaten entgegengestellt.
Hier ist aber, wo ich wirklich ansetzen würde: Bei der Wertigkeit der Stimme eines einzelnen Wählers. Das klingt jetzt erst mal nicht nach "one man, one vote", dies ist es aber eh nie gewesen. 2013 sind 6,8 Millionen Stimmen an der 5%-Hürde einfach so zerschellt. 2017 waren es meiner Rechnung nach (hab keine Zusammenfassung der Zahl gefunden) "nur noch" 2,3 Millionen, was aber auch daran liegt, dass es sieben Parteien in den Bundestag geschafft haben.
Im Bundesrat sind die Bundesländer eh nur sehr grobschlächtig proportional zu ihrer Bevölkerungszahl vertreten.
Es gibt diesen bekannten Spruch, der besagt, dass wer mit 20 kein Kommunist sei, kein Herz hätte und wer mit 40 immer noch einer sei, keinen Verstand besäße. Ich würde noch hinzufügen dass spätestens mit 70 "früher"™ sowieso alles besser war.
Deshalb hier mein Vorschlag, wie es anders ginge:
18 bis 35jährige bekommen 2 Stimmen
36 bis 53jährige bekommen 3 Stimmen
54 bis 71jährige bekommen 2 Stimmen
72jährige und älter bekommen 1 Stimme
Im Sinne des Wahlgeheimnisses wären dies keine unterschiedlich farbigen oder bedruckten Wahlzettel, sondern die Wähler m/w würden gemäß ihres Alters einfach mehr oder weniger Zettel mit in die Wahlkabine nehmen. In welcher Weise sie dann wie auf den einzelnen Zetteln abstimmen, ist ihrem Gewissen überlassen.
Der Grund dieser vorgeschlagenen Aufteilung ist folgender:
Die ganz Jungen haben noch Flausen im Kopf, da muss man aufpassen, dass man nicht den Patienten den Schlüssel zum Irrenhaus gibt.
Die mittlere Alterstufe trägt aber immer die Hauptlast. Auf der einen Seite müssen die Kinder großgezogen werden, auf der anderen Seite werden die eigenen Eltern pflegebedürftig. Diese Gruppe hat somit die Augen in beide Richtungen offen.
Je älter man dann wird, desto mehr verliert man das große Ganze aus den Augen und verklärt die Vergangenheit.
Man sah das schön beim Brexit, wo es die Älteren auf dem Land waren, die für etwas gestimmt haben, deren Konsequenzen sie selbst meistens nicht mehr erleben werden.
Das gewichtete Wahlsystem schafft auch keine Mehrklassengesellschaft, weil man durchs natürliche Altern durch alle Stimmgewichtungen durchaltert.
Eine Variation davon wäre auch noch, die Anzahl der aufverantworteten Kinder einzubeziehen. Für jedes Kind, für das man rechtlich verantwortlich ist, bekommt man eine halbe Stimme extra, solange diese Kinder geboren, am Leben und selbst unter 18 Jahre alt sind. Gibt man ein Kind zur Adoption frei, gibt das keine halbe Stimme extra. Ist man "nur" Zahlvater dann aber schon, genauso wie für adoptierte Kinder.
Auf diese Weise würde jemand wie ich, der keine Kinder hat, weniger zu sagen haben als jemand, deren Nachkommen auch in 50 Jahren noch in diesem Land leben werden (zumindest mit einer gewissen statistischen Wahrscheinlichkeit).
Für die Kinderstimmen müsste man dann ggf. doch andersfarbige Zettel nehmen, oder die Basisanzahl des obigen Systems verdoppeln.
Eine Familie mit 3 Kindern bei denen Mann und Frau beide 40 sind hätte dann also in dem obigen System 9 Stimmen (jede/r für sich 4,5), ein Antifa-Anarcho 2 und ein Wehrmachtsveteran 1 Stimme.
Full disclosure: Ich hätte in diesem System jeweils 3 Stimmen für die nächsten 3 BTWs in 2021, 2025 und 2029. Oder 4 BTWs, sollte es 2018 doch noch zu Neuwahlen kommen.
So, jetzt dürft ihr mich steinigen.