Spiegel Online: Jetzt anlesen, nie zahlen

Früher war ich mal Abonnent des Der Spiegel. Aber dann habe ich gemerkt, dass ich weniger und weniger Artikel überhaupt lese und habe irgendwann das Abo einfach gekündigt.

Seitdem gehe ich jeden Samstag oder Sonntag in die Tanke (samstags weil Netto den Der Spiegel gar nicht erst führt und sonntags, weil ich da meine Brötchen bekomme) und mache folgendes: Ich gucke mir das Titelblatt an und wenn da Hitler drauf ist, dann hat sich die Sache gleich ganz erledigt. Ist da nicht Hitler drauf, dann gucke ich ins Inhaltsverzeichnis und gucke nach, ob ich wenigstens drei(!) lächerliche Überschriften finde, die mich interessieren könnten. Dann kaufe ich mal wieder eine Ausgabe.

So habe ich das vorletzten Samstag gemacht (Nr. 25 / 18.06.2016 “Die Mission”) und letzten Samstag (Nr. 26 / 25.06.2016 “Europa ist tot”).

Aber auch die liegen beide noch halb ungelesen hier rum, bei Nummer 25 habe ich es gerade einmal bis zur Seite 16 geschafft, bei Nummer 26 noch nicht einmal über die Hausmitteilung auf Seite 5 hinaus. Mal sehen, ob da heute noch ein paar Seiten hinzukommen oder ob ich lieber mein Buch weiterlese (ich lese gerade Storm Front von Jim Butcher, den ersten Band der The Dresden Files).

Allerdings – und jetzt kommen wir zum Kern dieses Gedankensturms – gucke ich jeden Tag mal auf Spiegel Online drauf, was so in der Welt passiert und ignoriere alle Überschriften, in denen das Wort “Bento” vorkommt.

Am meisten auf Spiegel Online interessieren mich eigentlich die Kolumnen der diversen “Kolumnisten”. Ich setze das Wort absichtlich in Anführungszeichen, weil die meisten davon Trolle sind. Woher ich das weiß? It takes one to know one. Ich bin ein Forentroll und das schon über fünfzehn Jahre lang. Ich sage zwar meine ehrliche Meinung, aber versuche sie dennoch provokant zu formulieren, so dass möglichst viele Leute drauf anspringen. Die Spiegel Online Trolle Kolumnisten machen das genauso. Gibt ja dann auch gute Klicks und lange Kommentarforen. Wo geholzt wird, wird dann zurückgeholzt und dann kann sich der/die gleiche Kolumnist/in nächste Woche in der nächsten Kolumne schön das Unschuldslamm vom Lande spielen und sich drüber aufregen, wie rau die Sitten im Internet doch seien. Immer schön nach dem Motto: We Didn’t Start the Flame War.

Ab und zu interessiert mich aber auch mal ein regulärer Artikel. Den fange ich zum Beispiel an, den hier zu lesen und dann passiert das:

JLSZ

Und dann? Dann überlege ich, ob ich die 39 Cent wirklich bezahlen will und die Antwort war bisher immer: Nein.

Nicht weil es mir zu teuer wäre. Ich halte sogar die Grenze mit den 5 Euro eine gute Idee.

Warum dann also nicht? Weil mir der Artikel (jeder Artikel bei dem das passiert ist) nicht wichtig genug ist. Ich habe ihn einfach nur aus mildem Interesse gemischt mit Langeweile, nichts Besseres zu tun zu haben, gelesen. Nicht, weil ich jetzt unbedingt wissen wollte, was genau an dieser Stelle im Tagesgeschehen passiert ist.

Mit dem gleichen Level an Interesse lese ich auch Heise Online, FAZ.net und ZeitOnline.

Dass ich trotzdem nicht ungebildet untergehe, liegt daran, dass ich auf dem Weg zur und von der Arbeit zwischen 8 und 9 und 18 und 19 Uhr immer Deutschlandfunk höre.

Fazit: An Karstens Wesen wird die deutsche Presse nicht genesen, nicht mal für 39 Cent pro Artikel.

PS: Ich bin aber kein Geizkragen, ich habe allein im Juni via Patreon $29.28 (inkl. MwSt) für Youtuber gespendet, deren Videos ich folge. Ich würde das auch für diverse Blogger wie zum Beispiel den Wortvogel oder Zukunftia tun, wenn sie sowas einrichten würden.

1 Reply to “Spiegel Online: Jetzt anlesen, nie zahlen”

  1. Das die meisten journalistischen Ergüsse nur mildly interesting sind und vorwiegend im Prokrastinationsmodus überflogen werden, will und kann die Medienindustrie nicht als Realität akzeptieren (mentaler Selbstschutz), also werden sie weiter mit Bezahl- und Abosystemen (von links, von oben, frontal oder anschleichend) ‘innovativ’ experimentieren.

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